Der Autor verfügt über umfangreiche Erfahrung im Fahren von MINI John Cooper Works Fahrzeugen und fährt jetzt den rein elektrischen MINI Cooper SE. Können Sie sachliche Kritik erwarten? Ja, aber dazu später mehr.
Ein Freitag im Juli. Da steht er nun stark aufgeheizt, an der prallen Sonne bei über 34 Grad Aussentemperatur. Reinsetzen, Klimaanlage anschmeissen und beinahe im selben Augenblick kommt auch schon kühle Luft aus den Düsen, ganz ohne Verbrennungsmotor. Wir sind zugestiegen in den neuen Elektro-MINI, den MINI Cooper SE. Wäre da nicht ab und zu ein gelbes E-Abzeichen an der Karosserie, was sich designtechnisch irgendwo zwischen Steckdosen-Symbol und Pac-Man einordnet, würde man gar nicht vermuten, dass es sich um das erste «Elektroauto» von MINI handelt.
Ich denke, dass Elektroautos nicht immer wie futuristische Designs aussehen müssen; sie können einfach angepasste Versionen bestehender Modelle sein. Der MINI ist ein grossartiges Beispiel dafür; es ist schick und stylisch, ohne zu futuristisch zu wirken.
Der MINI ist in drei verschiedenen Ausstattungsvarianten – XL, L und M – und einer Vielzahl von Aussenfarben erhältlich. Die Ausstattungsvariante XL ist mit 44.400 Franken die teuerste, während die Ausstattungsvarianten L und M 42.400 beziehungsweise 39.900 Franken kosten. Dies ist das erste Mal, dass MINI seinen Kunden ein so breites Spektrum an Individualisierungsmöglichkeiten anbietet.
Die Technik im MINI Cooper SE wird vom Mutterkonzern BMW gespendet. Kenner von BMW werden das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad wiedererkennen, das auch im BMW i3 zum Einsatz kommt. Obwohl es schick aussieht, wirkt es im Vergleich zum grossen, hochauflösenden und glänzenden zentralen Display etwas veraltet.
Das Navigationssystem im E-MINI ist effizient und umweltfreundlich konzipiert und schlägt die kürzeste Route mit dem geringsten Stromverbrauch vor. Wie alle MINI Modelle verfügt auch die F-Generation über hochwertige Sitze und ein luxuriöses Interieur.
Es macht Spass, einen MINI mit niedrigem Schwerpunkt und direkter Lenkung zu fahren. Beim Abbiegen und Bremsen spürt man das Gewicht des Autos, vermittelt aber auch eine gewisse Stabilität.
Das Datenblatt zeigt, dass das Auto sehr schnell hohe Geschwindigkeiten erreichen kann, mit 0-100 km/h in nur 7,3 Sekunden. Das Drehmoment sorgt dafür, dass er in nur 4,6 Sekunden von 80 auf 120 km/h beschleunigen kann. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h.
Grund für diese Werte ist ein Hybrid-Synchronmotor mit integrierter Leistungselektronik, Ladegerät und Generatorfunktion zur Rekuperation. Gekoppelt an ein Automatikgetriebe, einstufig mit fester Übersetzung. Diese Kombination sorgt für ein angenehmes Fahrerlebnis.
Das Auto verfügt über vier verschiedene Fahrmodi und einen animierten Fisch im zentralen Display, der das Verhalten des Fahrers widerspiegelt. Dieses Gamification-Element ermutigt die Fahrer, so viele Punkte wie möglich zu erzielen. Wenn Sie Ihr “Level” erhöhen (durch das Sammeln von mehr Punkten), wird der Fisch im MINI-Display lebendiger und lustiger.
Wir sind wieder auf der Strasse, düsen über Landstrassen, durch den Stadtverkehr und auf die Autobahn. Wir sind mit voller Ladung gestartet, haben aber nur eine Reichweite von 160 km. An heissen Tagen werden wir definitiv nicht viel weiter kommen, es sei denn, wir schalten die Klimaanlage aus. Die Fische sind glücklich, aber der Fahrer nicht.
Obwohl sich das Wetter abgekühlt hat und es oft regnet, bleibt die Temperatur den ganzen Tag über unter 18 Grad. Die Klimaanlage wird nicht mehr wirklich benötigt oder gar strapaziert. Die realistische Reichweite des MINI bleibt mit knapp 200 Kilometern jedoch konsequent unter dem Versprochenen.
Ob er mit einem Elektroauto im Alltag und mit seinem Fahrprofil glücklich werden kann, muss jeder selbst entscheiden. Grundsätzlich lassen sich Elektroautos sehr schnell wieder aufladen, sofern der entsprechende Anschluss vorhanden ist. Beispielsweise kann ein MINI Elektroauto mit einer 11 kW / 3 ph Wallbox in 2,5 Stunden von 0 auf 80 % oder in 3,5 Stunden von 0 auf 100 % aufgeladen werden. Oder ein MINI Elektroauto kann mit einer 7,4 kW / 1 ph Wallbox in 3,2 Stunden von 0 auf 80 % oder in 4,2 Stunden von 0 auf 100 % aufgeladen werden. Schliesslich kann ein MINI Elektroauto an einer Schnellladestation (50 kW / Gleichstrom) in 35 Minuten von 0 auf 80 % oder in 1,4 Stunden von 0 auf 100 % aufgeladen werden.
Interessanterweise wird die Energie in einer Lithium-Ionen-Batterie mit Hochvolt-Technologie gespeichert. Diese Batterie befindet sich im Mitteltunnel oder Unterboden und hat eine Kapazität von 350,4 Volt und 32,6 / 28,9 kWh. Dies ist vorteilhaft, da es den Kofferraum bewahrt.
Was bleibt also?
MINI hat gleich auf den ersten Wurf einen “typischen” MINI mit Hunger nach Elektrizität realisiert, das ist lobenswert. Leider ist die realistische Reichweite, besonders im Sommer oder im sportlichem Umgang noch ausbaufähig. Passt das Fahrprofil und die Lademöglichkeit zu Hause, kann der Cooper SE eine mögliche Alternative zum normalen Cooper S darstellen. Im Gegensatz zu anderen Elektroautos ist er optisch kein Sonderling im Strassenbild, sondern behält das ikonische MINI-Image, das gefällt uns sehr. Uns fehlen MINI-typische Individualisierung mit Dingen wie dem Union-Jack auf dem Dach, einem Black-Paket für die Chrom-Elemente aussen und weitere kleine und grössere Optionen zur Personalisierung des eigenen MINI Cooper SE.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe British Racing Green IV, Dach und Spiegelkappen in schwarz, Akzentfarbe Vigourus Grey, 17″ Tentacle Spoke silber